„Ich werde kämpfen” – Jewgenija Kara-Mursa im Interview
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Mehr InformationenIm LibMod-Interview spricht Jewgenija Kara-Mursa über ihr Leben als Ehefrau eines politischen Gefangenen: „Als russische Staatsbürgerin bin ich entsetzt darüber, was das russische Regime der Ukraine antut und was es Russland antut – Wladimir Putin zerstört gerade zwei Länder gleichzeitig.”
Der russische Oppositionelle Wladimir Kara-Mursa wurde am 11. April in Moskau festgenommen und sitzt seitdem in Untersuchungshaft. Der ursprüngliche Vorwurf „Widerstand gegen die Polizeigewalt“ wurde in den folgenden Monaten durch drei Strafverfahren ersetzt: Wegen der Verbreitung von „Falschnachrichten“ über die „Militärische Spezialoperation“ (wie der Angiffskrieg gegen die Ukraine offiziell heißt), wegen Zusammenarbeit mit der als „unerwünscht“ eingestuften Free Russia Foundation, sowie wegen Hochverrats. Das am 6. Oktober gestartete Hochverrat-Verfahren wurde noch am selben Tag mit dem Falschnachrichten-Verfahren zusammengelegt. Am 8. Dezember wurde seine Untersuchungshaft bis 12. Februar verlängert. Bei einer Verurteilung drohen Kara-Mursa mehr als 20 Jahre Haft.
Wladimir Kara-Mursa ist seit Jahren offenbar im Fadenkreuz des Regimes. Im Februar 2015 wurde sein enger Weggefährte Boris Nemzow nahe der Kremlmauer erschossen. Kara-Mursa hielt die Trauerrede. Drei Monate später wurde er zum ersten Mal mit einer unbekannten Substanz vergiftet, überlebt nur knapp. Zwei Jahre später, 2017, überlebte er einen weiteren Giftanschlag. Dennoch kämpfte er unermüdlich weiter für Demokratie und Freiheit in Russland. Noch im März 2022 war Kara-Mursa Gast der LibMod-Konferenz „Russland und der Westen“, wo er sich optimistisch über einen baldigen Zusammenbruch des Putin-Regimes äußerte.
Seit seiner Festnahme führt seine Frau den Kampf fort Im Oktober reiste die in den USA lebende Jewgenija Kara-Mursa nach Straßburg, wo sie den Vaclav-Havel Preis des Europarats für ihren Mann entgegennahm.
Im Interview während eines kürzlichen Berlin-Besuchs betonte Frau Kara-Mursa die Wichtigkeit der Sanktionen gegen Russland. Gezielte Maßnahmen gegen Regime-Mitglieder seien ein Signal für die Unterdrückten, dass der Westen zwischen ihnen und den Unterdrückern unterscheidet. Weil aber dies seit 2014 den Kreml nicht von seinem Kurs abbringen konnte, seien die jetzigen harten Wirtschaftssanktionen unabdingbar. Das Ziel müsse ein Regimewechsel sein, denn der Krieg werde nicht enden, solange Putin im Amt sei: „Wenn das Regime bestehen bleibt, wird alles nur noch schlimmer – irgendwann greift er zu Nuklearwaffen, wenn er nicht gestoppt wird,“ sagt sie über den russischen Machthaber.
„Ich wünsche mir, dass Russland ein langweiliges demokratisches Land wird“
Jewgenija Kara-Mursa hat kein Rezept, wie ein Regimewechsel zustande kommen soll. Aber sie betont, dass dafür ein Sieg der Ukraine beziehungsweise ein Kriegsende zu Kyjiws Bedingungen wichtige Voraussetzungen seien. Sie spricht sich auch vehement für ein Kriegsverbrechertribunal gegen die jetzige russische Führung aus. Wie sich Russland weiter entwickeln werde, sei offen, aber sie hofft auf eine demokratische Entwicklung. „Ich wünsche mir einfach, dass Russland ein langweiliges demokratisches Land wird, in dem die Regierung sich um Sozialpolitik kümmert und nicht ständig von Waffen und Atmokrieg redet“. Wichtig dafür sei wiederum eine Abkehr von der Alleinherrschaft: „Russland darf nie wieder in der Hand einer Einzelperson sein.“
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