Keine diplo­ma­ti­sche Nor­ma­li­tät mit Putin!

IMAGO

Der Westen darf die Ergeb­nisse von Wla­di­mir Putins Fake-Wahl nicht aner­ken­nen. Denn wir haben es nicht mit einem legi­ti­men Prä­si­den­ten, sondern mit einem Dik­ta­tor und Kriegs­ver­bre­cher zu tun, schreibt Ralf Fücks.

Die Schein-Prä­si­dent­schafts­wahl in Russ­land war die unfrei­este seit dem Zusam­men­bruch der Sowjet­union 1991. Putin hat inzwi­schen die Medien und die Justiz gleich­ge­schal­tet, jede demo­kra­ti­sche Oppo­si­tion unter­drückt, pro­mi­nente Gegner ermor­den lassen oder ins Straf­la­ger gesperrt und ein Regime der Angst errichtet.

Portrait von Ralf Fücks

Ralf Fücks ist geschäfts­füh­ren­der Gesell­schaf­ter des Zen­trums Libe­rale Moderne.

Bemer­kens­wert ist, dass dennoch immer wieder zahl­rei­che rus­si­sche Bürger ihrem Protest Aus­druck ver­lei­hen – sei es bei der Unter­schrif­ten­samm­lung für einen libe­ra­len Gegen­kan­di­da­ten zu Putin (der dann nicht zur Wahl zuge­las­sen wurde), mit Trau­er­be­kun­dun­gen zum Tod von Alexej Nawalny oder indem sie dem Aufruf folgten, am letzten Tag der Fake-Wahl als Zeichen des Pro­tests um 12:00 Uhr zu den Wahl­lo­ka­len zu gehen. Auch in Berlin reihte sich am Sonn­tag­mit­tag eine große Men­schen­menge vor der rus­si­schen Bot­schaft auf. Obwohl seit Beginn des Über­falls auf die Ukraine Hun­dert­tau­sende ins Exil gingen, gibt es ins­be­son­dere in den großen Städten immer noch ein beträcht­li­ches Pro­test­po­ten­tial gegen Putin.

Bemer­kens­wert ist auch die Reak­tion der west­li­chen Demo­kra­tien – ein deut­li­cher Unter­schied zur letzten Prä­si­dent­schafts­wahl, die ja auch schon alles andere als demo­kra­tisch war. Damals haben die meisten Regie­run­gen Putin noch gra­tu­liert, diesmal fielen die Kom­men­tare ganz anders aus. Außen­mi­nis­te­rin Anna­lena Baer­bock ließ keinen Zweifel, dass es sich um eine unrecht­mä­ßige Wahl­farce han­delte, die über­dies völ­ker­rechts­wid­rig war, weil der Kreml auch die Bevöl­ke­rung in den wider­recht­lich besetz­ten Gebie­ten der Ukraine an die Urnen gepresst hat.

Nimmt man dazu, dass gegen Putin zu alledem ein Haft­be­fehl des Inter­na­tio­na­len Straf­ge­richts­hofs wegen schwe­rer Kriegs­ver­bre­chen in der Ukraine vor­liegt, bleibt nur der Schluss, die Ergeb­nisse dieser Pseudo-Wahlen nicht anzu­er­ken­nen. Wir haben es nicht mit einem legi­ti­men Prä­si­den­ten, sondern mit einem Dik­ta­tor und Kriegs­ver­bre­cher zu tun.  Man muss not­falls auch mit Ter­ro­ris­ten ver­han­deln, aber man erkennt sie damit nicht als legi­ti­mes Gegen­über an, lädt sie nicht zu inter­na­tio­na­len Kon­fe­ren­zen ein, schüt­telt ihnen nicht die Hand und macht keine freund­li­chen Grup­pen­fo­tos mit ihnen.

Mit Putin gibt es für Russ­land keine oder nur eine sehr düstere Zukunft 

Putin nicht als legi­ti­men Prä­si­den­ten anzu­er­ken­nen wäre ein wich­ti­ges Signal an die rus­si­schen Macht­eli­ten und die Bevöl­ke­rung: Mit Putin gibt es für Russ­land keine oder nur eine sehr düstere Zukunft, keine Rück­kehr zu irgend­ei­ner Form diplo­ma­ti­scher Normalität.

Man muss davon aus­ge­hen, dass Putin jetzt die Repres­sion nach innen und seine Kriegs­po­li­tik nach außen noch ver­schär­fen wird. Wie sollte das demo­kra­ti­sche Europa darauf ant­wor­ten? Der Westen sollte die öko­no­mi­schen Sank­tio­nen nach­schär­fen, die demo­kra­ti­sche Oppo­si­tion Russ­lands auf­wer­ten und vor allem alles tun, damit Putin mit seinem Aggres­si­ons­krieg gegen die Ukraine schei­tert. Eine Nie­der­lage in der Ukraine ist die wich­tigste Vor­aus­set­zung für posi­ti­ven Wandel in Russland.

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